Tag der Preisverleihung

Da ich mit der Veröffentlichung der Kritiken etwas hinterher hänge, heute aber die Bären vergeben werden, hier schonmal vorab unser Bärenranking :

Goldener Bär (Lea) : 24 Wochen

Goldener Bär (Lorenz) : Zero Days

Silberner Bär: Julia Jentsch (24  Wochen)

Silberner Bär : Jude Law (Genius)

Bei den Jugendlichen wurde schon entschieden,  allerdings ist keiner dabei, den wir gesehen  haben. Heute kommen  nochmal drei Filme  aus Generation dazu. Liebe Grüße aus der Schlange des Vorverkaufs 🙂

 

 

 

Halbzeit

Bisher haben wir tatsächlich alle Filme bekommen, die wir eingeplant hatten 🙂 Sogar die Premiere von „Maggies Plan“ mit Stargästen Greta Gerwig und Juliane Moore:

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Wenn das so weitergeht, ist heute tatsächlich unsere persönliche Berlinale-Halbzeit.

Bisher hatten wir schon zwei Besuche: Mit Lisa hatte ich einen wunderschönen Samstag-Nachmittag-Spaziergang durch Berlin, bevor es für mich ab 17.00 Uhr noch in drei Filme ging. Berlin war wieder wunderbar zu uns!

Und heute hat uns Hannah in den Wettbewerbsfilm „Alone in Berlin“ begleitet. Neben mir komate leider ein Franzose seinen Partyrausch von gestern/heute (der Stempel war noch gut zu erkennen und es stank nach Alkohol und Zigaretten 😦 ) aus und rutschte beim Schlafen immer wieder deutlich zu weit auf meine Seite. Das hätte er echt im Foyer machen können – die Sofas im Haus der Berliner Festspiele sind großartig! -, dann hätte ich weiter in der Mitte sitzen und mich besser auf den Film konzentrieren können *grummel*.

Während Lorenz jetzt die Pause zwischen zwei Filmen fleißig für seine Diplomarbeit nutzt, werde ich mich mal an weitere Kritiken für euch machen, dann komme ich heute vielleicht nicht so spät ins Bett 😉

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Jamais contente (++)

Die Band will ihre Liedtexte nicht.

Die Band will ihre Liedtexte nicht.

Rotzfrech und total neben der Spur: Aurore macht es ihren Eltern wirklich nicht leicht. Empfindet sie andersherum auch so.
Erfrischend und witzig beschreibt Regisseurin Emilie Deleuze den nicht leichten Alltag im Teenagerleben, wenn die Schule nicht automatisch rund läuft und superglatt geht, wenn man nicht zu den tollen der Schule gehört und dem Druck standhalten muss, endlich herauszufinden, wer man eigentlich ist.

Fuocoammare (-)

Mit einer Steinschleuder zielt Samuele auf die Möwen.

Mit einer Steinschleuder zielt Samuele auf die Möwen.

Wieder ein unkommentierter Dokumentarfilm über das Leben auf Lampedusa. Mit einigen schönen Einstellungen zeigt er den krassen Widerspruch zwischen dem normalen Alltag der Bewohner und dem Kampf der vielen Helfer um die halbtot oder tot anlandenden Geflüchteten, die von den Schleppern für zuviel Geld wie Vieh in zu schlechte Boote gestopft werden.
Die Idee dieser Gegenüberstellung ist eigentlich eine gute, an der Umsetzung hapert es allerdings immens. Mit einem richtigen Drehbuch und mehr zugeführten Infos kann und muss man gerade bei dem Thema mehr erreichen, als nur kurze Betroffenheit. Wer #seawatch* auf Facebook folgt, weiß mehr über das, was vor Ort passiert und wie man helfen kann als nach „Fuocoammare“.
Ich empfehle wärmstens die kürzlich im WDR gezeigte Doku My escape (Doku). Zeigt Einzelschicksale anhand unterwegs gedrehte Handyvideos und Interviews von Menschen auf der Flucht und gibt einen wirklich guten Einblick. Unbedingt gucken!!

* Info über Seawatch (von der Facebook-Page): Sea-Watch steht vehement dafür ein, dass kein Mensch mehr bei der Einreise über die Wassergrenzen Europas sterben muss.
In unseren “Search-and-Rescue“-Einsätzen (SAR) werden Flüchtlingsboote aktiv gesucht und das Überleben der Menschen sichergestellt.
In Zusammenarbeit mit anderen Instanzen im Operationsgebiet werden die finale Rettung und der Weitertransport nach Europa sichergestellt.
Sea-Watch führt derzeit zwei Projekte durch.

Mahana (+++)

Enkel Simeon will die alten Machtverhältnisse nicht akzeptieren.

Enkel Simeon will die alten Machtverhältnisse nicht akzeptieren.

Neuseeland, irgendwann in den 60ern: die Familie Mahana verdient sich unter dem herrischen und dominanten Patriarchen Tamihana seinen harten Lebensunterhalt mit Schafscheren. Simeon hat seinen eigenen Kopf, will nicht alles hinnehmen und ergreift vor Gericht sogar Partei für ein Mitglied der verfeindeten Familie. Als er auch seinem Opa Tamihana, dem unbarmherzigen Oberhaupt, Widerworte gibt, wird er samt Geschwistern und Eltern kurzerhand enterbt und verbannt.
Großartiger Film, tolle Schauspieler, schöne Landschaft, eindrucksvolle Umsetzung der Story, Einblick in die Maori-Kultur und das harte Leben dieser. „Mahana“ hätte in der Sektion Generation 14+ gezeigt und dort den gläsernen Bären gewinnen sollen. So läuft er im Wettbewerb, leider außer Konkurrenz…

Barakah Meets Barakah (++)

Ob ihr dieses Geschenk zum ersten Date gefällt?

Ob ihr dieses Geschenk zum ersten Date gefällt?

Als „Romantikkomödie“ war der saudi-arabische Film im Programm beschrieben. Nach meinem Geschmack war er weder besonders romantisch noch besonders witzig. Es gibt nicht mal ein Happy End:
Barakah ist von der Sittenpolizei, seine Aufgabe ist es, in der Stadt an die religiösen Gesetze zu erinnern (kein Obst auf der Straße sondern im Laden verkaufen, keine Frauen im Museum etc). Dabei lernt er Bibi kennen, die als Vloggerin und Model ein ganz anderes Leben führt. Treffen können sie sich in der Öffentlichkeit eigentlich nirgendwo, Gespräche dauern selten länger als 3 Minuten. Am Ende heiratet Bibi einen Mann aus der Familie, um ihre Position zu sichern. Das ist nicht schlimm oder dramatisch, man macht das einfach so.

Auf der Schaukel

Auch dieses Gespräch dauert nur kurz

Dieser Film und vor allem das Nachgespräch mit Regisseur und Schauspielern gab sehr interessante Einblicke über das Leben und den Alltag in Saudi Arabien und den Spagat, der zwischen westlichen Einflüssen und alten Traditionen geschlagen werden muss. Ein Land, in dem es keine Kinokultur gibt und Menschen nach der Scharia verurteilt werden, in dem sich aber auch Frauen und Männer ungewohnt frei und offen im Internet äußern und darstellen können. Nach den fundamentalistisch-negativ geprägten Schlagzeilen, über die die Medien oft nicht hinaus kommen, eine spannend andere Perspektive auf das Land.

Dubina Dva (–)

Und so geht das dann 90 Minuten lang...

Und so geht das dann 90 Minuten lang…

„Dokumentarfilm“ über Mord an Kosovaren 1999. Leider eigentlich keine richtige Doku sondern nur ein (unkommentierter) Zusammenschnitt von Augenzeugen-Audioaufnahmen unterlegt mit, dem Regisseur nach: „zur Stimmung passenden Bildern“ (hauptsächlich fließendes Wasser und Landschaften bei schlechtem Wetter). Wer sich auskennt, braucht diesen Film nicht, wer nicht, bekommt hier auch nur schwer Informationen. Schade.

Born to dance (+)

Tu lebt in den Suburbs von Auckland. Seine Freundin kann nach der Schule durch ein Stipendium zur Uni gehen. Tu hat dafür weder die Noten, noch das Geld. Seinem Vater folgen und in die Army eintreten, will er auf keinen Fall. Da bleibt nur eins: sich die Aufnahme in die Weltbeste Hiphop-Crew ertanzen.

Etwas holprig wirken manche Szenen, etwas schnell ist die eben noch ausweglos scheinende Situation durch eine flammende Aufmunterungsrede des Freundes wieder zu meistern. Trotzdem überzeugt der Film mit cooler Musik, beeindruckenden Moves und nicht zuletzt mit einer doch recht überraschenden Wendung in der sonst eher bekannten Geschichte vom Vorstadtghettokind zum Star.
Gute Laune bringt dieser Pitch-Perfect-Lookalike-Film für Hip Hop statt Gesang und Dank der gezeigten Weltmeisterschaft auch neben Story viel Tanz und einfallsreiche Choreografien.

Love Story inklusive!

Love Story inklusive!

War on everyone (-)

Alexander Skarsgard und Michael Pena ballern gemeinsam die bösen Jungs zusammen, nehmen Drogen, fahren betrunken Autos kaputt und legen sich mit allem an, was nicht bei drei auf dem Baum ist – scheißegal, sie sind ja Cops. Ein Film ohne großen Sinn und Zweck. Der Vorspann ist wirklich gut gemacht, doch die Tatsache, dass der True-Blood-Star drei Meter an meinem sitz vorbei geschwebt ist, war noch das Beste an dem Film.

Hail, Caesar! (+)

Hollywood in den 50er Jahren. Den Filmstudios geht es noch gut, der Vormarsch des Fernsehens wirft erst langsam seinen den Untergang der Filmindustrie mit den prunkvollen, teuren und üppigen Produktionen einleitenden Schatten voraus. Der Blockbuster „Hail, Caesar!“ ist an seiner Finalen Szene, da wird der charismatische, den Film tragende Hauptdarsteller (dumm wie Brot: George Clooney) von kommunistischen, sich unterbezahlt fühlenden Drehbuchautoren entführt. Der Leiter der Studios (toll: Josh Brolin) muss das Geschäft am laufen halten und den Star zurück bekommen, bevor die geiernde Klatschpresse (wundervolle Doppelrolle à la Rita Kimmkorn: Tilda Swinton) davon Wind bekommt.

Die Presse wittert schon den nächsten Skandal...

Die Presse wittert schon den nächsten Skandal…

Die Story ist maßlos überzogen und plätschert so vor sich hin, jedoch gibt der Film einen schönen Einblick, wie damals in Hollywood gedreht wurde. Auch dass Schnitte, Musik und Schauspielweise dem alten Stil folgen, ist schön anzusehen. Kann man sich (ohne zu hohe Erwartungen) angucken, Jonah Hill als Lassokünstler und Cowboyheld, der sich nicht wirklich in die ihm aufgezwungene James-Dean-hafte Rolle einfindet, ist es alle mal wert 🙂